Christian Polito über lebende Geschwindigkeits-Begrenzer.
Steffi und ich sind grad am Holz machen, als ein Auto auf den Hof fährt und ein bewaffneter Mann aus dem Wagen steigt.
Während ich überleg, ob ich einen Meterscheit schneller schmeißen als er seine Waffe ziehen kann, steigt ein zweiter Herr in Uniform aus dem Auto – zum Glück bin ich so langsam mit Holz schmeißen.
Wurscht.
Ob wir hier die Verantwortlichen sind, fragt der nette Herr in Uniform und mir Depp fällt nix besseres ein, als ihm ein freudiges „Griasts aich“ entgegen zu schmettern.
Jetzt is des ja so, dass wir uns in der Edermühle alle duzen, also aus Prinzip, aber bei der Exekutive ist das natürlich komplizierter, also schiebe ich ein „Was kann ich für Sie tun?“ hinterher.
„Mir san wegen den Puten hier – die gehören doch Ihnen, oder?“
„Ja hamms denn leicht ne Bank überfallen“ kann ich mir gerade noch verkneifen und ersetze es durch ein scharfsinniges „Ja“, kombiniert mit einem fragenden Blick.
„Mir ham Beschwerden erhalten.“
„Ihr seits jetzt nur wegen den Puten hier? Also Sie, mein ich.“
Den beiden scheint es selbst etwas unangenehm und so kommt ein kurzes „Ja“ zurück.
„Wer beschwert sich denn? Hier is ja niemand außer uns?“
„Die laufen manchmal auf die Straße, oder?“
„Ja schau, ich mein schauns – unsere Schweine machen sitz, aber den Puten zu sagen wo sie hinzugehen haben und wo nicht, des schaff nicht einmal ich.“
Nachdem ich den Herren erklärt hab, dass unsere Schweine wirklich sitz machen können, weil sie dachten, ich will sie verarschen, stellt sich heraus, dass sich genau ein anonymer Obergscheit bei der Polizei ob der Puten beschwert hat und das sogar mehrmals.
Ja es ist legal, an der Edermühle mit 100 vorbei zu rasen, aber es ist auch legal, dass du mehrmals mit deinem Schädel gegen die Wand rennst und des machst ja auch ned, oder?
Die schmale Straße hier ist mit einer uneinsehbaren scharfen Kurve versehen, des heißt dir kann auch mal ein Auto statt einem Puter oder einem Waldviertler Hasen, Fuchs oder Reh entgegen kommen, verstehst.
Die Polizei war sehr nett und war letztendlich beruhigt, dass wir versichert sind.
Es waren sich auch alle einig, dass lieber ein paar Puten auf der Straße sind, als Nagelbretter, so wie es der Vorbesitzer der Edermühle gegen Raser praktiziert haben soll. Ich verabschiedete mich mit einem „Pfiarts Euch! Eana mein ich, also Sie – wurscht, danke!“ und regte mich über den anonymen Obergscheit auf, an den ich folgende Botschaft habe:
Runter vom Gas – dein Hausverstand.
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Christian Polito
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