Der mit dem Wolf tanzt

Der mit dem Wolf tanzt

Christian Polito über nächtliche Einsatzkommandos.

Seit vier Wochen war eine unserer Puten recht launisch, was bedeutete, dass sie sich abends im eingezäunten Grundstück unserer Nachbarn befand, anstatt sich mit den anderen zur Fütterung im Stall einzufinden. Vier Wochen lang sperrte ich deshalb jeden Abend das Tor des Nachbarn auf, um die Pute zu den anderen zu lassen.

Wie die Pute aufs Nachbargrundstück kam und vor allem, warum sie am Abend nicht mehr hinaus fand, fragst du dich jetzt? Ich habe bis heute keine Ahnung, aber der Ausdruck „dumme Pute“ wird irgendwo in dieser Richtung wohl seinen Ursprung haben.

Schnappatmung einstellen liebe Feministinnen und Freunde der Genderei – es gibt ja auch noch den guten alten Ochsen, aber um den gehts grad einfach nicht.

Wurscht.

Nach der vierten Woche war es mir jedenfalls zu doof – kein Ochse, eh schon wissen.

Was macht die Pute also?

Eh klar, sich um 2 Uhr nachts daran erinnern, wo der Eingang war, um pünktlich zur Raubtierzeit das eingezäunte Gelände zu verlassen.

Oida!

Ich hör sie also in meinem Büro rumgackern und denk mir, dass sie schon aufbaumen wird, genau wie die Pfauen und wie ich es früher auch schon bei den Puten gesehen habe.

Plötzlich klingt das Gackern aber arg komisch und mir schwant Böses.

Ich schnapp mir eine unserer Stirnlampen und renn mit Boxershorts und Crocs bewaffnet – also halb nackert und mit nix – runter zur Tür. Während ich die Tür aufreiß und auf die Weide stürm, sehe ich ein funkelndes Augenpaar in 50 Meter Entfernung und lauf, ich möchte fast meinen heroisch, drauf zu. Während dem Laufen fallen mir die vielen Wolfsartikel ein und ich versuch abzuschätzen, ob da jetzt ein Fuchs oder ein Wolf auf der Weide steht.

Saublöd, ich weiß ja eh, aber ich war mit meinen 90 Kilo grad so schön in Schwung und bildete mir ein, dass ich es abschätzen kann, dass es sich aufgrund der Augenabstände und der Augenhöhe nicht um einen Wolf handeln könnte. Rational gesehen natürlich ein völliger Blödsinn, aber du darfst wie gesagt nicht auf meinen 90-Kilo-Schwung vergessen!

Wurscht.

Zur Not machst einen auf „Der mit dem Wolf tanzt“, dachte ich mir und verfolgte die funkelnden Augenpaare. Am Ende der Jagd blickten die Augen noch einmal kurz aus dem Wald zurück und verschwanden nach einem bayerisch gepflegten „** ****** ****** Du greißlicher!“ Für die Zensur bedankt’s Euch bei meinem Chef Markus. Ich ging die Weide ab und fand zum Glück nichts, und am Leben war ich auch noch – super Gschicht!

Nicht ganz, denn am nächsten Tag war klar – die Pute ist tot, keiner hat mit dem Wolf getanzt, und ich wiege immer noch 90 Kilo.

Wega der Pointe warats gwesen…

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