Christian Polito über arme Reiche.
Nach etlichen begeisterten Besuchern aus der Stadt meinte Steffi eines Tages „Des könnt ma doch anbieten!“ Dabei strahlte sie so, dass das Lainsitztal vier Wochen ohne Strom hätte erleuchtet werden können.
„Was anbieten? Die Tiere? Die geb ich nimma her!“
„Ja die Tiere!“
„Ich geb die nimma her!“, wiederholte ich energisch.
„Geh schmarrn Christian, ich mein sowas wie Erlebnisstunden!“
20 Minuten später hatte auch ich es begriffen.
Es ging darum, Städtern praxisnah einen angehenden Selbstversorgerhof erleben zu lassen.
Erster Schritt? Richtig, die Recherche durch mich. Was sagte also Google dazu? Erlebnisstunde im Münchner Tierpark Hellabrunn – ja leck mich doch am Markus, also ich mein Markus beruhig dich, weil ich schreib eh nicht Arsch. Hellabrunn rief geschmeidige 99 Euro/Stunde für ein „Rendezvous mit dem Lieblingstier“ auf. Unglaubliche 15 Minuten davon mit dem Tier selbst und nein, wir reden nicht von fliegenden Einhörnern. Ne Riesenschildkröte bekommst, die Dich 15 Minuten anstarrt und fertig.
Es steht zwar ned auf unserer Homepage, aber ich starr dich für weniger an, wennst magst.
„Du des is München, vielleicht haben deren Viecher studiert und geben dir in den 15 Minuten noch ne Vermögensberatung oder so?“ wurde von Steffi nur mit einem Kopfschütteln quittiert.
Also riefen wir 49 Euro brutto pro Person für zwei Stunden Tiere inklusive Jausn und Hofführung auf, um Besuchern die Edermühle nahe zu bringen. Bei zwei Stunden Arbeitszeit, einer Jausn, Futterkosten etc. bleiben nach Steuern vielleicht 12 Euro/Stunde – nicht wenig, aber auch nicht viel.
Die ersten Gäste kamen aus Wien und buchten die Erlebnisstunden mit den Worten „Das ist aber teuer!“ Na bumm – das mach ich beim nächsten Einkaufen auch – leg was aufs Band und hau ein „Das ist aber teuer!“ hinterher. Ja ich weiß, Wien ist anders.
Ich wollte unseren Preis gerade ökonomisch rechtfertigen, als mir quasi ein „Mia machn 20 Fernreisn im Joahr und Göd spielt eh ka Rolle“ entgegen wehte.
Arme Reiche. Bevorst rumsuderst – ich bin niemandem was neidig, von mir aus können alle Millionär sein, aber wenn mir jemand mit geschätzten 7.000 Euro netto im Monat sagt, dass ich mit 12 Euro/Stunde überbezahlt bin, dann zuck ich innerlich halt doch aus. Und so ist aus den Erlebnisstunden eine Erlebnisstunde ohne Jausn für 19 Euro/Person gworden.
Warum? Weil jetzt Leute kommen, die sich wirklich auf die Tiere freuen, und nicht nur weil sie es sich eben leisten können. Abgesehen davon – wega der fehlenden Vermögensberatung durch unsere Tiere warats gwesen…
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Christian Polito
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