Oh Gott! Sie kommen!

Oh Gott! Sie kommen!

Christian Polito über Kinder in der Edermühle.

Gleich zwei Schulklassen à 25 Kinder und im Alter zwischen 6 und 10 hatten sich für die ersten Erlebnisstunden in der Edermühle angemeldet.

Kinder sind eh ur super, aber 25 auf einen Haufen sind dann doch ein anderes Kaliber und überhaupt weiß man ja nicht, wie die heut zu Tage so drauf sind.

Die kleineren sollten ja irgendwie in den Griff zu bekommen sein, aber was war mit den älteren – die sind ja mindestens mit einem Smartphone und nem Facebookaccount bewaffnet und so ein Packerl Shitstorm is ja heut zu Tage schnell aufgrissen. „Oh Gott! Sie kommen!“, rutschte es mir raus, als die ersten Kinderstimmen vom Berg runter zur Edermühle zu hören waren.

Eine Minute später waren 50 Augenpaare gespannt und zielsicher auf uns gerichtet. Jede noch so kleine Unwissenheit würde von diesen kleinen Menschen schamlos ausgenutzt werden. „Jetzt bloß keine Angst zeigen, das ist wie bei Raubtieren, die merken das und dann fallen sie über dich her!“, dachte ich mir, während Steffi mir aufmunternd zulächelte.

Ich fing natürlich völlig solide an, indem ich vergaß, uns überhaupt vorzustellen – läuft.

Unser Hund Piccolo machte das aber wieder gut, indem er eine Tonne Liebe versprühte und jedes Kind persönlich und schwanzwedelnd begrüßte. Nach den Wachteln ging es zu den Puten und es war geplant, dass sich ein bis zwei mutige Kinder (man will die Tiere ja nicht überfordern) melden würden, um den 15-Kilo-Puter Gustl aus der Hand zu füttern.

Auf die Frage, wer sich denn trauen würden, schossen 25 Kinderhände in die Höhe – na bumm, die schissen sich nix. Mein Plan war für die Würscht. Wenn ich da jetzt nur zwei Kinder nehm, würde die restliche Meute eine Revolution starten, so viel war klar.

„Das klappt nie – so viele Leut sind die nicht gwohnt!“, flüsterte ich Steffi zu, während die Kinder einen Halbkreis bildeten und ich mir überlegte, wie ich die Situation überspielen könnte. Ich rief der Performance halber einfach mal nach den Tieren und traute meinen Augen nicht – Puten, Pfauen und Hühner kamen wie selbstverständlich auf uns zu gerannt und fraßen den Kindern brav aus der Hand.

Das Eis war nun endgültig gebrochen und die kommende Stunde lief wie am Schnürchen. Alle Tiere verhielten sich so, als ob sie noch nie was anderes gemacht hätten und 25 Kinder am Hof völliger Usus wären. Sogar die Fischteiche, wo ich eine Langeweile aufgrund der eher weniger verschmusten Forellen befürchtet hatte, begeisterten die Kinder.

Auch die zweite Gruppe am Nachmittag verlief super und wir haben die Feuertaufe der Gruppenerlebnisse gemeistert – wega einem „Hats Euch gefallen?!“ und einem lauten, 25 Kinder starken „Jaaaaaaaaaaa!!!“ warats gwesen.

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Christian Polito
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