Der Wolf auf dem Dach

Der Wolf auf dem Dach

Christian Polito über nächtlichen Alarm.

1.30 Uhr und ich sitze am Computer, als es draußen plötzlich voller Todesangst zu quietschen anfängt! Oh Gott, unsere Ferkel! Der Wolf!

Ja ich weiß eh, dass des ur super ist, den Wolf hier zu haben, und sehe gewisse Leute schon wieder bedingungslosem Klatschtaumel verfallen. Da spielt es auch gar keine Rolle, dass in Pertholz wenige Tage nach meiner Wolfskolumne trotz Elektrozaun, über den Wölfe laut Experten ja nicht springen, schon wieder vier Schafe elendigst umgekommen sind.

Der Wolf hat toll zu sein und überhaupt sind die Tierhalter ja selber schuld – wenn Ideologien weh tun würden, dann – wurscht.

Ich sprinte also mit einer Stirnlampe, einem kläffenden Piccolo und – wie sollte es anders sein – der obligatorischen Boxershort bewaffnet nach draußen.

Gerüchteweise wird das ja eh von Wolfexperten empfohlen, also der Hund, nicht die Boxershort. Der Wolf greift dann nicht das Vieh an, sondern schnappt sich den Hund. Was für ein ausgefuchster Masterplan – Respekt!

Wurscht.

Ich steh also draußen und es kreischt weiter wie am Spieß, aber es kommt nicht von der Weide, sondern vom Dach!

Also ich trau dem Wolf ja viel zu, aber – naja es gibt ja bekanntlich nichts was es nicht gibt. Während ich mit dem Hund zurück ins Haus renne, schließe ich zumindest einen Werwolf aus, weil ja kein Vollmond is – logisch oder?

Steffi ist inzwischen wach geworden und rennt hinter uns die Treppen zum Dachboden rauf.

Aus einer Ecke funkelt uns ein Augenpaar entgegen und Piccolo ist im Killermodus! Steffi kann ihn gerade noch abrufen, voller Angst, dass uns der kleine Kerl irgendwo stecken bleibt oder anderweitig verletzt wird. Wir tippen instinktiv auf einen Marder und stehen mit einem Puls von 180 vor der Frage, was zu tun ist.

„Ich schau nach!“

Während Steffi mir mit einer Mischung aus Bewunderung und Skepsis zunickt, reicht sie mir eine ärmellose Stoffweste.

„Da – als Schutz!“

Klasse Idee, kurzes Kopfkino – ich oben ohne, überall zerbissen und nen Marder im blutüberströmten Gesicht hängen, aber triumphierend mit einer blauen „Schutzweste“ aus Stoff.

Ich ergänze die Weste um eine leere 10-Liter-Plastikgießkanne, die neben mir liegt – Notiz an mich: Wir brauchen einen Baseballschläger auf dem Dachboden. An die ganz Gscheiten – holt euch doch selbst nen Marder ins Haus.

Um in die Spalten am Dachbodenrand zu schauen, holt Steffi mir ihren Kosmetikspiegel – was soll jetzt noch schief gehen. Nach 20 Minuten Adrenalin und Dachbodenjogging mit Hund geben wir auf und gehen schlafen.

Wenn der Wolf dann wirklich da ist bin ich gespannt, was Steffi und mir einfallen wird.

Vielleicht ein Sitzkreis – wega der Ideologie warats gwesen…

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