Die Edermühle im Sommer

Der Vollholler aus dem „Standard“

Christian Polito muss erst lernen, mit Stereotypen übers Waldviertel umzugehen.

„Jetz reg di doch ned so auf, des san mia Waldviertler doch scho gwohnt.“

Ned aufregen soll i mi also, sagt er der Chef – ja von wegen!

Worüber i mi so aufreg? Über nen Artikel im Standard und zwar über Pertholz.

A Artikel über die Region is doch eh super – ja von wegen!

Als „Reportage“ und „Lokalaugenschein“ getarnt wird da der größte journalistische Vollholler zamgschriebn, den i jemals genießen musste.

Es geht drum, des Pertholz und die ganze Region angeblich a Geisterstadt is.

Nur verwahrloste Ruinen in verlassenen Dörfern, Job eh koa Einziger, die Leut kurz vorm Verhungern weil koa Gschäft weit und breit is, Bildung ned vorhanden und überhaupt is ois tot.

Des und no fui mehr mal ganz offen und dann wieder zwischen den Zeilen versteckt.

„Schreib fei keine persönlichen Angriffe und sowas in Dei Kolumne – über so an Artikel steh ma drüber“ sagt er, der Chef.

Ja ze fix no amoi, I woaß ja eh, das er Recht hat der Chef, aber des Geschreibsel is a einzige Frechheit und na Chef, des is ned „nur“ a Meinung, sondern a angebliche „Reportage“ und des is a riesen Unterschied – wega den Fakten warats gwesen.

Mei Puls steigt scho wieder o!

Wurscht.

Also zuerst amoi „vergisst“ ma bei ner Reportage ned, 25 Prozent der Einwohner mit ein zu berechnen (464 Nebenwohnsitzer), wenns ums Thema Abwanderung geht, und bezieht dazu a no an Zeitraum von fast 150 Jahr mit ei.

Wurscht.

Wenn‘s um Infrastruktur geht, dann „vergisst“ ma ned einfach, des Pertholz a Glasfaser hat.

I „vergess“ a ned, des koane zehn Minuten von Pertholz drei große Supermärkte, a Tankstelle und vieles mehr gibt.

I „vergess“ a ned zu recherchieren, des es im Umkreis von 30 Minuten über 30 Schulen jeglicher Art gibt.

I suder a koane 3,5 Millionen Euro Investment ins Kurhotel nieder, obwohl des natürlich a a Leistung der Schreiberin is, weil 3,5 Millionen ja wirklich koa Bemmerl is.

Und was i bei ner Reportage glei zweimoi ned mach is mit Scheuklappen durch a Dorf zu rennen, nur um mir die schiachsten Orte wie zum Beispiel irgend a 100 Jahre oids Haus auf irgend einer Wiesen raus zu suchen um ja den Eindruck oana Geisterstadt zu erwecken, verstehst.

I drah echt o Markus!

Und wia ma „journalistisch“ die wirklich liaben Leut von Pertholz ausgnutzt hat, um das Bild vom Land-Horror fertig zu zeichnen, des is a Schweinerei sondergleichen und mit Medien kenn i mi als Schauspieler a ganz a kloans Bissal aus – wega meiner Glaubwürdigkeit in dieser Sache warats gewesen. Eine weitere Perle wars dann, als durch die Blume die angeblich ned gräumten Straßen angsprochn wurdn – jetzt pass a moi auf Spotzal ,unsre Straßenmeisterei und ihre Pflugfahrer könntn Fortbildungsseminare in da Stadt geben, weil die so top san – host mi! Da werst du Stadtprimel scho mit deine Sommerreifen unterwegs gwesen sei dasd ins Schwimmen kommen bist.

Bevor si jetz wer aufregt, des i mi als Zuagrosta so aufpudel – mia ham die Region und die überwiegend netten Menschen hier sehr zu schätzen glernt und wos ma mog dafür steht ma ei – Zuagrosate hin, Zuagroaste her.

DAS war eine Meinung, Chef!

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Christian Polito
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