Christian Polito über Kindheits-Erinnerungen beim Wirtn.
„Kannst schnapsn?“, fragt mich der Hans in ner Runde beim Arrahof und ich will schon antwortn, des mir heut ned nach nem Stamperl is, bevor mir einfällt, dass es ums Kartln geht.
„Schnapsn kann i ned, aber 66 kenn i von früher.“ Na ned 69, weil – ja gut, mein viel zu anständiger Chef Markus streicht mir den Witz eh wieder raus.
Wurscht.
„Des is eh des gleiche“, sagt der Hans und beginnt sofort, mir des Spiel zu „erklären“.
Des „Erklären“ steht in Anführungszeichen, weil genauso gut hätte er 20 mal Bahnhof hintereinander sagen können – des Ergebnis wär bei mir dasselbe gwesen.
Die ersten Runden hab ich den Leuten einfach a bissal über d’ Schulter gschaut, und nach und nach kam mir des, was da so gspuit wird, irgendwie bekannt vor.
Des war voll klass, weil jedes mal, wenn ich glaubt hab, dass ichs jetzt verstandn hab und was gsagt hab, kam ein „Naaa…“ gepaart mit nem Blick, der sagte: „Irgendwie nett is er ja, der Bayer aus der Edermühle, aber die hellste Kerze aufm Kuchn is a ned…“
Der Hans hatte schließlich ein Erbarmen mit mir und drückte mir dann einfach mal die Kartn in d’ Hand, worauf ein empörtes „Mia ham damals als Kinder Monate zuaschaun müssn, bevor ma spielen dürfen ham“ von Sabine der Wirtin kam.
Jetzt is des aber so, dass der Hans recht ghabt hat und 66 wirklich fast dasselbe wie Schnapsen is. Nach 30 Minuten wusst ich, worums ungefähr geht, obwohl des immerhin 25 Jahre her ist, des ich mit meiner Mama und dem Uronkel 66 gspuit hab (liebe Grüße an Stepanka und Sabine, die sich des „Mei des is jetzt 25 Jahre her…“ gefühlte 1.000 mal anhören mussten).
Wie ich erfahren hab, hamma damals immer „scharf“ gspuit – was ich super find, weil des so männlich klingt – nein Markus, des is jetzt wirklich nix Anzügliches.
Obst des jetzt glaubst oder ned, aber nach ner Zeit hab ich a wirklich a paar – zu Neudeutsch – gute „Moves“ ausgepackt, sprich ordentlich einen aufgspielt.
Jedenfalls saß ich da jetzt als „Da Daitsche“ im Waldviertel beim Wirtn und schnapste mit den Einheimischen.
Auch wenns ma wirklich wurscht is, was die Leut über uns denken, aber des is schon ne nette Kombination aus Kindheitserinnerung und einem mit dabei sein in der Gemeinschaft, weil Letzteres eh ned selbstverständlich und eine Ehre is, des is mir scho klar.
Ich muss aber noch viel lernen, weil des mit dem Bummerl hab i immer noch ned kapiert – wega da Kerze aufm Kuchn warts gwesen…
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Christian Polito
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